Ein frischer Putz an Wand oder Fassade sieht toll aus – aber was, wenn sich schon bald erste Risse zeigen oder sich Putzteile lösen? Oft liegt die Ursache im Verzicht auf oder der falschen Anwendung von Armierungsgewebe. Dieser Artikel klärt über die häufigsten Putzschäden auf, die dadurch entstehen können. Wir beleuchten die Ursachen für Risse im Putz , Abplatzungen und gravierende Folgeschäden wie das Eindringen von Feuchtigkeit in das Gebäude bis hin zur Schimmelbildung. Auch Fehler bei der Verarbeitung, wie eine falsche Lage des Gewebes oder eine zu geringe Gewebeüberlappung , werden als Ursache für Probleme bis hin zu Setzrissen (obwohl Armierungsgewebe diese nicht primär verhindert, aber bei der Sanierung hilft) thematisiert.
Das Schreckensszenario: Was passiert ohne oder mit falscher Armierung?
Armierungsgewebe ist die unsichtbare Verstärkung im Putz. Fehlt es oder wird es unsachgemäß verarbeitet, können verschiedene Schadensbilder auftreten, die nicht nur unschön aussehen, sondern auch die Bausubstanz gefährden können.
Vielfalt der Rissarten und ihre Verbindung zur Armierung
Putzrisse sind nicht gleich Putzrisse. Ihre Form und Entstehung geben Hinweise auf die Ursache, wobei fehlendes oder fehlerhaftes Armierungsgewebe oft eine entscheidende Rolle spielt :
- Sackrisse: Diese kurzen, horizontal durchhängenden Risse (ca. 10-20 cm) entstehen oft kurz nach dem Putzauftrag, wenn der Mörtel noch elastisch ist. Ein zu dicker Putzauftrag ohne die stabilisierende Wirkung eines korrekt eingebetteten Armierungsgewebes kann ihre Entstehung begünstigen.
- Schrumpf- oder Schwindrisse: Diese meist netzartigen Risse bilden sich während des Trocknungsprozesses des Putzes. Fehlendes oder unzureichend überlappendes Armierungsgewebe kann dazu führen, dass diese Risse breiter und tiefer werden, als sie es bei korrekter Armierung wären.
- Spannungsrisse (auch Kerb- oder Fugenrisse genannt): Diese Risse entstehen durch Bewegungen oder Spannungen im Untergrund, beispielsweise durch Materialwechsel oder thermische Dehnungen. Armierungsgewebe ist explizit dafür vorgesehen, diese Spannungen aufzunehmen und zu verteilen. Bei Fugenrissen kann der Einsatz einer Putzbewehrung das Risiko von Rissschäden signifikant senken.
- Setzrisse: Dies sind in der Regel deutlich tiefere und längere Risse, die auf Probleme im Baugrund hindeuten und die Stabilität eines Gebäudes gefährden können. Armierungsgewebe allein kann Setzrisse nicht verhindern, spielt aber eine wichtige Rolle bei der Sanierung der Oberflächenschäden, die im Zuge von Setzungen entstehen.
Typische Schadensbilder an Fassaden und WDVS durch Fehler bei der Armierung
Besonders an Fassaden und bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) können Fehler im Zusammenhang mit der Armierung gravierende Folgen haben :
- Rissbildungen an kritischen Stellen: Häufig treten Risse von Fensterecken oder anderen Gebäudeöffnungen ausgehend auf. Hier ist eine korrekte Diagonalarmierung entscheidend, um Spannungsspitzen abzufangen.
- Putzablösungen und Abplatzungen: Ganze Putzschichten können sich vom Untergrund lösen oder abplatzen. Dies kann passieren, wenn das Gewebe nicht korrekt eingebettet ist oder die Putzschicht darüber zu dünn ist und den Belastungen nicht standhält.
- Schäden durch zu dünne Putzschichten: Ist die Armierungsschicht zu dünn ausgeführt, kann sie mechanischen Belastungen (z.B. Hagelschlag) nicht widerstehen, und der Putz bricht.
- Direkte Verarbeitungsfehler:
- Lage des Gewebes zu tief: Das Gewebe liegt zu nah am Putzgrund und kann Spannungen nicht optimal aufnehmen.
- Gewebeüberlappung zu gering: An den Stößen der Bahnen fehlt die notwendige Überlappung von mindestens 10 cm, was zu Schwachstellen führt.
- Fehlende Diagonalarmierungen: An Ecken von Öffnungen wurde auf die zusätzliche diagonale Verstärkung verzichtet.
Die fatalen Folgeschäden: Mehr als nur ein optischer Mangel
Risse im Putz und Abplatzungen sind nicht nur unansehnlich. Sie können weitreichende Folgeschäden nach sich ziehen:
- Eindringen von Feuchtigkeit: Durch Risse kann Feuchtigkeit in das Gebäude eindringen und das Mauerwerk oder die Dämmschicht durchfeuchten.
- Schimmelbildung: Als direkte Konsequenz von Feuchtigkeitsschäden kann sich gesundheitsschädlicher Schimmel im Wohnbereich bilden.
- Schwächung der Bausubstanz: Anhaltende Feuchtigkeit und Frost-Tau-Wechsel können die Bausubstanz nachhaltig schädigen.
- Reduzierte Dämmwirkung: Bei WDVS kann eindringende Feuchtigkeit die Dämmplatten schädigen und deren Dämmwirkung erheblich reduzieren.
- Hohe Sanierungskosten: Die Behebung solcher Folgeschäden ist oft aufwendig und mit erheblichen Kosten verbunden, die die anfängliche Investition in ein hochwertiges Armierungsgewebe und dessen fachgerechte Verarbeitung bei Weitem übersteigen.
Kostenfaktor: Was teure Fehler wirklich kosten
Die anfänglichen Kosten für Armierungsgewebe und dessen fachgerechte Verarbeitung sind im Vergleich zu den potenziellen Sanierungskosten für die Behebung von Rissen und deren Folgeschäden gering. Wer hier am falschen Ende spart, riskiert deutlich höhere Ausgaben in der Zukunft. Eine vorausschauende Planung und die Verwendung geeigneter Materialien sind daher eine lohnende Investition in den Werterhalt der Immobilie.
So machen Sie es besser: Präventive Maßnahmen und richtige Anwendung
Die gute Nachricht ist: Viele dieser Schäden lassen sich durch die richtige Auswahl und Anwendung von Armierungsgewebe vermeiden.
- Grundlagen verstehen: Machen Sie sich mit der Notwendigkeit und Funktionsweise von Armierungsgewebe vertraut (siehe unseren Grundlagenartikel).
- Korrekte Verarbeitung im Innenbereich: Befolgen Sie detaillierte Anleitungen für den Innenputz (siehe unseren Artikel zur Innenanwendung).
- Spezifika im Außenbereich beachten: Informieren Sie sich über die besonderen Anforderungen an Fassaden, WDVS und Sockel (siehe unseren Artikel zur Außenanwendung).
- Das passende Gewebe wählen: Achten Sie auf Qualität, Materialeigenschaften und Normen (siehe unseren Einkaufsratgeber).
Indem Sie von vornherein auf eine fachgerechte Armierung setzen, schützen Sie Ihr Bau- oder Sanierungsprojekt vor unliebsamen Überraschungen und teuren Nachbesserungen.
Fazit: Armierungsgewebe – Die Versicherung für Ihren Putz
Der Verzicht auf Armierungsgewebe oder Fehler bei dessen Verarbeitung können zu einem wahren Putz-Albtraum führen, der von unschönen Rissen bis hin zu gravierenden Bauschäden mit hohen Folgekosten reicht. Die Investition in hochwertiges Armierungsgewebe und dessen fachgerechte Anwendung ist somit eine wichtige Präventivmaßnahme und eine Art Versicherung für die Langlebigkeit und Stabilität Ihrer Putzflächen. Setzen Sie auf Qualität und Know-how, um Ihr Gebäude nachhaltig zu schützen.