Perfekt glatte und rissfreie Wände sind der Wunsch jedes Heimwerkers und Sanierers. Ein wichtiger Helfer, um dieses Ziel im Innenbereich zu erreichen, ist das Armierungsgewebe im Innenputz. Doch wie wird es korrekt verarbeitet, um seine volle Wirkung zu entfalten? Diese Anleitung führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, von der Vorbereitung bis zum fertigen Ergebnis, und zeigt, wie Sie mit einer präzisen und effektiven Vorgehensweise zu makellosen Wänden gelangen.
Warum ist Armierungsgewebe im Innenputz so wichtig?
Bevor wir in die Praxis einsteigen, ein kurzer Blick auf die Notwendigkeit: Armierungsgewebe, oft aus Glasfasergewebe , ist im Innenputz vor allem zur Vorbeugung von Rissen unerlässlich. Es übernimmt mehrere Schlüsselfunktionen:
- Überbrückung von Fugen: Besonders im Trockenbau, bei Gipskartonplatten, hilft es, die Fugen zu stabilisieren und Rissbildung an diesen kritischen Stellen zu verhindern.
- Verstärkung von Ecken und Kanten: Innen- und Außenecken sowie Kanten an Fenster- und Türlaibungen sind besonders anfällig für mechanische Beanspruchungen und Risse. Armierungsgewebe verleiht diesen Bereichen zusätzliche Stabilität.
- Aufnahme von Spannungen: Leichte Bewegungen im Bauwerk oder Spannungen im Putzgrund können ohne Armierung schnell zu Rissen führen. Das Gewebe verteilt diese Spannungen und minimiert das Risiko.
Das richtige Rüstzeug: Material und Werkzeug für den Innenputz mit Armierung
Eine gute Vorbereitung beinhaltet auch die Auswahl des passenden Materials und die Bereitstellung der richtigen Werkzeuge.
Materialauswahl: Welches Armierungsgewebe ist geeignet?
Für den Innenputz wird häufig Glasfasergewebe verwendet. Achten Sie auf eine für den Innenbereich geeignete Qualität mit ausreichender Reißfestigkeit und Alkalibeständigkeit, falls alkalische Putze (z.B. Kalk- oder Zementputz) zum Einsatz kommen. Das Flächengewicht für Innenputzgewebe ist oft geringer als bei Geweben für den Außenbereich (z.B. ab ca. 70 g/m²).
Werkzeugliste für ein sauberes Ergebnis
Folgende Werkzeuge sollten Sie bereithalten:
- Armierungsgewebe
- Geeigneter Putzmörtel für den Innenbereich
- Maurerkelle und Glättkelle
- Zahnkelle (oft mit 8-10 mm Zahnung empfohlen)
- Cutter-Messer oder Schere zum Zuschneiden des Gewebes
- Eimer zum Anmischen des Putzes
- Rührquirl für die Bohrmaschine
- Wasserwaage
- Ggf. Gitterrabot zur Nachbearbeitung
- Abdeckmaterial und Schutzkleidung
Vorbereitung ist alles: Den Untergrund optimal vorbereiten
Ein tragfähiger und richtig vorbereiteter Untergrund ist die Basis für ein langlebiges Putzergebnis.
Prüfung des Untergrunds: Sauber, trocken, tragfähig
Der Putzgrund muss sauber, trocken, staubfrei, fettfrei und tragfähig sein. Lose Teile, alte Tapetenreste oder nicht haftende Anstriche müssen entfernt werden. Mit einer Wischprobe (reibt Staub ab?) oder einer Kratzprobe (lassen sich Teile leicht abkratzen?) können Sie die Beschaffenheit prüfen.
Die Rolle der Grundierung für perfekte Haftung
Eine Grundierung (auch Haftgrund oder Tiefengrund genannt) ist oft empfehlenswert oder sogar notwendig. Sie reguliert das Saugverhalten des Untergrunds, sorgt für eine gleichmäßige Trocknung des Putzes und verbessert die Haftung des Armierungsgewebes bzw. des Putzes. Wählen Sie eine zum Untergrund und zum Putzsystem passende Grundierung.
Schritt für Schritt: Armierungsgewebe im Innenputz fachgerecht einbetten
Nun geht es an die eigentliche Verarbeitung. Eine präzise und effektive Vorgehensweise ist hier entscheidend.
Schritt 1: Erste Putzschicht auftragen
Mischen Sie den Putzmörtel gemäß Herstellerangaben an. Tragen Sie dann eine erste Schicht Putz gleichmäßig auf die vorbereitete Wandfläche auf. Die Dicke dieser Schicht sollte so bemessen sein, dass das Gewebe gut eingebettet werden kann, oft einige Millimeter.
Schritt 2: Armierungsgewebe zuschneiden und einlegen
Schneiden Sie die Bahnen des Armierungsgewebes auf die benötigte Länge zu. Legen Sie das zugeschnittene Gewebe unmittelbar in die frische, noch feuchte Putzschicht ein. Beginnen Sie oben und arbeiten Sie sich nach unten vor.
Schritt 3: Gewebe glatt und faltenfrei eindrücken und einbetten
Drücken Sie das Armierungsgewebe glatt und faltenfrei in den Putz ein. Hierfür eignet sich die Zahnkelle: Zuerst mit der Zahnseite das Gewebe in den Putz “einkämmen”, sodass der Mörtel durch die Maschen tritt, und anschließend mit der glatten Seite der Kelle oder einer Glättkelle das Gewebe vollständig mit Putz bedecken und glätten. Das Gewebe sollte nach dem Einbetten nicht mehr sichtbar sein und idealerweise in der oberen Hälfte der gesamten Putzschicht liegen.
Schritt 4: Überlappungen korrekt ausführen
Wenn mehrere Bahnen Armierungsgewebe nebeneinander oder übereinander verlegt werden, ist eine Überlappung von mindestens 10 cm an allen Stößen zwingend erforderlich. Diese Überlappung stellt sicher, dass eine durchgehende Bewehrung ohne Schwachstellen entsteht.
Schritt 5: Spezialfall Ecken und Öffnungen – die Diagonalarmierung
An Ecken von Räumen sowie an den Ecken von Fenster- und Türöffnungen ist eine zusätzliche Diagonalarmierung (auch Armierungspfeile genannt) empfehlenswert. Hierfür werden zusätzliche Gewebestreifen (ca. 30×50 cm) diagonal über die Ecken in den Putz eingebettet, um Spannungsspitzen aufzufangen, die hier typischerweise zu Rissen führen.
Schritt 6: Trocknungszeiten beachten
Halten Sie die vom Putzhersteller vorgegebenen Trocknungszeiten unbedingt ein, bevor Sie weitere Schichten auftragen oder die Oberfläche weiter bearbeiten (z.B. schleifen, streichen).
Qualitätsaspekte: Worauf es für langlebige Ergebnisse ankommt
Die Sorgfalt bei der Verarbeitung des Armierungsgewebes hat direkten Einfluss auf die Qualität und Langlebigkeit Ihrer verputzten Wände. Achten Sie besonders auf:
- Vollflächige Einbettung: Das Gewebe muss komplett vom Putz umschlossen sein. Sichtbare Gewebeteile sind ein Mangel.
- Korrekte Überlappung: Fehlende oder zu geringe Überlappungen sind eine Hauptursache für spätere Rissbildung an den Nahtstellen.
- Faltenfreie Verlegung: Falten im Gewebe können sich später als Unebenheiten oder Schwachstellen im Putz abzeichnen.
- Einbettungstiefe: Das Gewebe sollte nicht direkt auf dem Untergrund aufliegen, sondern in der Putzschicht “schwimmen”, idealerweise im oberen Drittel bis zur Mitte der Armierungsschicht. Liegt es zu tief oder zu oberflächlich, kann es seine armierende Wirkung nicht optimal entfalten.
Fazit: Mit Armierungsgewebe zu makellosen Innenwänden
Die fachgerechte Anwendung von Armierungsgewebe im Innenputz ist ein entscheidender Schritt zu stabilen, rissfreien und somit langlebigen Wandflächen. Mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Material und einer sorgfältigen Ausführung gemäß dieser Anleitung können auch Heimwerker professionelle Ergebnisse erzielen und sich lange an ihren perfekt verputzten Innenwänden erfreuen.