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Das richtige Armierungsgewebe für jedes Projekt: Typen, Qualität und Normen im Check

Die Entscheidung für das passende Armierungsgewebe ist ein wichtiger Schritt für den Erfolg Ihres Bau- oder Renovierungsprojekts. Doch angesichts der Vielfalt an Produkten und technischen Begriffen kann die Auswahl zur Herausforderung werden. Dieser Einkaufsratgeber hilft Ihnen, den Überblick zu behalten. Wir stellen verschiedene Typen von Armierungsgewebe vor, erläutern wichtige Kriterien für die Qualitätsprüfung und beleuchten die Bedeutung von Eigenschaften wie Alkalibeständigkeit , hoher Reißfestigkeit bzw. Zugfestigkeit , Flächengewicht und Maschenweite. Zudem werfen wir einen Blick auf relevante Normen wie die DIN V 18550 und DIN EN 998-1 , die Ihnen bei der Auswahl des richtigen Glasfasergewebes oder anderer Gewebetypen Orientierung geben.  

Warum die richtige Auswahl des Armierungsgewebes so entscheidend ist

Die Wahl des passenden Armierungsgewebes hat direkte Auswirkungen auf die Langlebigkeit, Rissfreiheit und Stabilität der Putzkonstruktion. Ein ungeeignetes oder minderwertiges Gewebe kann seine Funktion nicht optimal erfüllen, was zu Rissen, Abplatzungen oder anderen Schäden führen kann. Eine sorgfältige Auswahl ist daher eine Investition in die Qualität und den Werterhalt Ihres Bauwerks.  

Typen von Armierungsgewebe und ihre spezifischen Einsatzbereiche

Obwohl es verschiedene Materialien gibt, ist Glasfasergewebe das am häufigsten verwendete Material für Armierungszwecke im Bauwesen.

Glasfasergewebe: Der robuste und vielseitige Standard

Glasfasergewebe ist aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften die erste Wahl für viele Anwendungen im Innen- und Außenbereich.  

  • Eigenschaften:
    • Hohe Zugfestigkeit: Glasfasern sind extrem reißfest und können hohe Zugspannungen aufnehmen, die im Putz durch Schwinden oder thermische Bewegungen entstehen.  
    • Alkalibeständigkeit: Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Zement- und kalkhaltige Putze sind stark alkalisch. Nicht alkalibeständiges Gewebe würde im Laufe der Zeit durch diese Alkalien zersetzt und seine armierende Wirkung verlieren. Hochwertiges Glasfasergewebe ist daher speziell ausgerüstet (z.B. kunststoffummantelt), um dieser Belastung standzuhalten.  
    • Dimensionsstabilität: Das Gewebe behält auch bei Feuchtigkeitsschwankungen seine Form und Größe bei, was für eine dauerhafte Funktion wichtig ist.  
    • Gute Einbettung: Es lässt sich in der Regel gut und faltenfrei in den frischen Putz oder Armierungsmörtel einarbeiten.  
  • Typische Einsatzbereiche: Innenputz, Außenputz, Wärmedämmverbundsysteme (WDVS), Riss-Sanierung.  

Textilgewebe: Die flexible Alternative für spezielle Anforderungen

Neben Glasfasergewebe gibt es auch Textilgewebe aus anderen Kunstfasern. Diese können spezifische Vorteile bieten:

  • Eigenschaften:
    • Flexibilität: Können sich gut an unregelmäßige Untergründe anpassen.  
    • Atmungsaktivität: Einige Textilgewebe sind besonders diffusionsoffen und können so zu einem besseren Feuchtigkeitsmanagement in der Wand beitragen und Schimmelbildung vorbeugen.  
  • Typische Einsatzbereiche: Oft im Innenbereich, bei bestimmten Sanierungsputzsystemen oder wo eine hohe Flexibilität gefordert ist.

Wichtige Qualitätsmerkmale und technische Daten: Darauf sollten Sie achten

Um die Qualität und Eignung eines Armierungsgewebes für Ihr Projekt beurteilen zu können, sind folgende technische Daten und Eigenschaften relevant:

  • Flächengewicht (g/m²): Das Flächengewicht gibt an, wie viel Gramm das Gewebe pro Quadratmeter wiegt. Es ist ein Indikator für die Dichte und Robustheit des Gewebes.
    • Beispiele: Leichtere Gewebe für Innenputze können bei ca. 70-110 g/m² liegen , während Gewebe für WDVS oder höhere Beanspruchungen oft Flächengewichte von 145 g/m², 160 g/m² oder sogar über 200 g/m² (z.B. Panzergewebe mit ca. 335 g/m²) aufweisen.  
  • Maschenweite (mm): Die Maschenweite beschreibt den Abstand zwischen den einzelnen Fäden des Gewebes (z.B. 4×4 mm, 7×7 mm). Sie sollte auf die Korngröße des verwendeten Putzes abgestimmt sein, damit der Putz die Maschen gut durchdringen und das Gewebe vollständig umschließen kann.  
  • Reißfestigkeit / Zugfestigkeit (N/5 cm): Dieser Wert gibt an, welche Kraft pro 5 cm Gewebebreite aufgebracht werden muss, um es zu zerreißen. Eine hohe Zugfestigkeit ist entscheidend für die Fähigkeit des Gewebes, Spannungen im Putz aufzunehmen.  
  • Alkalibeständigkeit: Wie bereits erwähnt, ein Muss für die Langlebigkeit in Verbindung mit mineralischen Putzen. Achten Sie auf entsprechende Hinweise des Herstellers.  
  • Dimensionsstabilität: Das Gewebe sollte unter Einfluss von Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen seine Abmessungen nicht wesentlich verändern.  

Diese Angaben finden Sie in der Regel auf der Produktverpackung oder im technischen Datenblatt des Herstellers.

Die Rolle von DIN-Normen und Richtlinien: Ein Kompass im Normen-Dschungel

Normen und Richtlinien definieren Qualitätsstandards und geben wichtige Hinweise für die fachgerechte Anwendung. Für Armierungsgewebe und Putzsysteme sind vor allem folgende relevant:

  • DIN V 18550 – Putz und Putzsysteme: Diese deutsche Normenreihe (insbesondere Teile, die sich auf Außen- und Innenputze beziehen) regelt die Anforderungen an Putze und Putzsysteme. Sie legt unter anderem fest, unter welchen Bedingungen der Einsatz von Armierungsgewebe bzw. eines Armierungsputzes mit Gewebeeinlage erforderlich oder empfohlen wird.
    • Beispiele für Notwendigkeit laut DIN V 18550: Bei feinkörnigen Oberputzen (Korngröße ≤ 2 mm), bei dunkel gefärbten Oberputzen (Hellbezugswert < 30), bei Materialwechseln im Untergrund oder bei besonderer Beanspruchung der Putzflächen.  
  • DIN EN 998-1 – Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel: Diese europäische Norm spezifiziert die Anforderungen an werkmäßig hergestellte Putzmörtel für Außen- und Innenputze. Sie ist wichtig für die Sicherstellung der Kompatibilität zwischen dem verwendeten Putzmörtel und dem Armierungsgewebe. Die Norm klassifiziert Putzmörtel auch nach ihrer Festigkeit (z.B. CS I bis CS IV), was bei der Auswahl des passenden Systems berücksichtigt werden sollte.  
  • Herstellerrichtlinien und Zulassungen: Zusätzlich zu den allgemeinen Normen geben die Hersteller von Putzsystemen und Armierungsgeweben oft eigene Verarbeitungsrichtlinien und haben für ihre Systeme allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ) oder europäische technische Bewertungen (ETA), die detaillierte Vorgaben enthalten.

Die Beachtung dieser Normen und Richtlinien ist nicht nur eine Frage der Qualitätssicherung, sondern oft auch Voraussetzung für Gewährleistungsansprüche. Sie stellen sicher, dass das Armierungsgewebe seine Funktion im Gesamtsystem des Putzaufbaus optimal erfüllen kann.  

Praktische Tipps für den Einkauf und die Auswahl

  • Projektanforderungen definieren: Klären Sie vor dem Kauf genau, für welchen Anwendungsbereich (innen, außen, WDVS, Sockel etc.) und welchen Untergrund Sie das Gewebe benötigen.
  • Systemtreue beachten: Verwenden Sie idealerweise Armierungsgewebe und Putzmörtel vom selben Hersteller oder Produkte, die nachweislich systemkompatibel sind. Dies gewährleistet eine optimale Abstimmung der Materialien.
  • Technische Datenblätter vergleichen: Nehmen Sie sich die Zeit, die technischen Datenblätter verschiedener Produkte zu studieren und die relevanten Werte (Flächengewicht, Reißfestigkeit, Alkalibeständigkeit) zu vergleichen.
  • Auf Prüfzeichen und Zertifizierungen achten: Produkte, die nach relevanten Normen geprüft und zertifiziert sind, bieten eine höhere Sicherheit.
  • Beratung nutzen: Scheuen Sie sich nicht, Fachberater im Baustoffhandel oder direkt bei Herstellern wie Wanderritter Baustoffe um Rat zu fragen.

Fazit: Qualität zahlt sich aus

Die Auswahl des richtigen Armierungsgewebes ist eine wichtige Entscheidung, die die Qualität und Langlebigkeit Ihrer Putzarbeiten maßgeblich beeinflusst. Indem Sie auf hochwertige Materialien achten, die technischen Spezifikationen verstehen und relevante Normen berücksichtigen, legen Sie den Grundstein für ein rissfreies und stabiles Ergebnis. Eine sorgfältige Qualitätsprüfung und die Beachtung von Kriterien wie Alkalibeständigkeit und hoher Zugfestigkeit sind dabei unerlässlich.  

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